Am 21. Februar ist Michael Saal nun 100 Tage im Amt des Präsidenten unseres Kurstadtclubs. Wie auch in der Politik ein guter Zeitpunkt, um ihm seine ersten Eindrücke und Erfahrungen zu entlocken. Für den Kurstadt Kick unterhielt sich Pressesprecher Peter Eckhardt ausführlich mit dem neuen Vereinschef des SC 13 Bad Neuenahr.
Michael, als erfahrener Funktionär im Frauenfußball konntest Du dir schnell ein erstes Bild von deinem neuen Tätigkeitsfeld machen. Welche Eindrücke sind Dir sofort hängengeblieben?
Ein Bild habe ich mir natürlich größtenteils schon vorher gemacht. Überrascht haben mich die Offenheit und die Herzlichkeit mit der einem hier im Verein alle begegnen. Rundum schlägt mir sehr viel positive Stimmung, Begeisterung und Dynamik entgegen. Das machte einen Start natürlich sehr viel einfacher und stimmt optimistisch dem jungen Verein Impulse geben zu können. Ich habe aber auch wahrgenommen, dass alte Narben immer noch am verheilen sind, für die die meisten heutigen Protagonisten nichts können. Ansonsten waren die ersten Wochen eher unspektakulär, wir erfinden den Fußball ja nicht gerade neu. Dazu hatte ich den Verein immer im Fokus und die Liga ist ja auch nicht „so“ überraschend für mich.
Der Verein als solcher befindet nach der Neugründung in 2013 ja noch in der Anfangsphase. Wo siehst Du nun die Hauptaufgaben, die in der näheren Zukunft angegangen werden müssen?
Das lässt sich bei so komplexen Vorgängen natürlich nicht mit 2 bis 3 Sätzen beantworten. Im Kern geht es zunächst darum wo wir hin wollen, welche Chancen und Möglichkeiten haben wir uns weiter zu entwickeln, welche Zutaten braucht es und gibt es bspw. genug Antriebsmotoren den Club dahin zu bringen.
Wie du weißt, war es mir in den vergangenen Wochen sehr wichtig, mit den Vorstandskollegen den Status Quo in unterschiedlichen Facetten zu beleuchten. Dazu gehört, dass wir uns regelmäßig selbstkritisch hinterfragen und nicht Gefahr laufen selbstgefällig zu werden. Gelegentlich hilft es auch, sich mal den Spiegel von außen vorhalten zu lassen, wenn wir mehr öffentliche Wahrnehmung erzeugen und entsprechenden Zuspruch haben wollen.
Nehmen wir also mal die aktuellen, positiven Merkmale: Die sportlichen Parameter sind ja kein Geheimnis: Der Club betreibt mit der U-17 Bundesliga und der Qualität in der U-15 und U-13 unbestritten die erfolgreichste Jugendarbeit in Rheinland-Pfalz. Die Leistungskurve der ersten Mannschaft in der Regionalliga zeigt nach oben und wir haben Zulauf von außen. Dazu sind wir durchgängig mit lizenzierten Trainern bestückt. Mehr Nachhaltigkeit geht eigentlich nicht. Hinter den Kulissen steht seit der JHV eine sehr breite Führungsmannschaft mit vielen klugen Köpfen. Ich glaube da sind wir außerordentlich gut aufgestellt. Wirtschaftlich agiert der Verein seit der Neugründung tadellos, wenn nicht gar beispielgebend. Die zur Verfügung stehenden Mittel sind sehr effizient eingesetzt, da gibt es kaum etwas zu optimieren. Mit dem aktuellen Etat stoßen wir jedoch an Grenzen, so dass klar ist, worauf wir unseren Fokus in nächster Zeit ausrichten wollen. An der Stelle möchte ich nicht vergessen, all denen zu danken, die uns aktuell unterstützen und ihr Vertrauen in den Verein setzen.
Grundsätzlich geht es bei den weiteren Planungen aber nicht um utopische Summen, der Step zum nächsten Level ist gar nicht so riesig. Auf der to do Liste stehen jetzt eine ganze Reihe von Maßnahmen, um stärker auf uns aufmerksam zu machen, unseren Bekanntheitsgrad zu steigern und uns für mögliche Partner interessant zu machen. Das gilt natürlich auch für die Art der Bewerbung unser Spiele im Apollinarisstadion: Die Zuschauer sollen ins schönste Stadion der Liga gehen, um mit ihrer Fati, ihrer Steffi, ihrer Lena, ihrer Jana oder all den anderen mit zu fiebern, Nervenkitzel zu verspüren, spektakulären Fußball zu sehen und einen außergewöhnlichen Nachmittag erleben. Ein Mosaiksteinchen in unseren Überlegungen ist es bspw., dass Sich unsere Mannschaften auch außerhalb des grünen Rasens mehr in der Öffentlichkeit präsentieren. Den Anfang haben wir beim Karnevalszug gemacht. Eine klasse Idee übrigens von unseren Regionalliga-Mädels, die mit Ihrem begeisternden Auftritt beste Eigenwerbung betrieben haben. Jetzt werde ich natürlich nicht alles ausplaudern was wir sonst noch so auf der Agenda haben. Die Palette an Ideen ist groß, die Zahl der Stellschrauben an denen gerade gedreht wird ebenso. Wir dürfen aber auch selbstbewusst für uns konstatieren, als „Zweijähriger“ schon erstaunlich gut unterwegs zu sein. Wer bekennt sich schon so klar zur Nachhaltigkeit und zur Leistungsorientierung. Der SC 13 ist schon wieder eine erste Adresse für Spielerinnen, die ihr Leistungsvermögen unter besten Trainingsbedingungen ausloten und im Spiel präsentieren möchten.
Die Vereinsführung besteht mittlerweile aus einem großen Kreis von Menschen. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den einzelnen Personen?
Lacht: Vor kurzem sagte mir der Pressesprecher des SC 13, Vollzähligkeit bei Vorstandssitzungen sei er gar nicht gewohnt. Jetzt erlebte er das gleich 2 Mal hintereinander. Ich finde, das ist doch schon mal ein sehr guter Indikator für eine konstruktive Zusammenarbeit, wenn so viele mit Engagement und Begeisterung am Werk sind. Das hat fast schon etwas von Aufbruchsstimmung, liegt aber sicher auch an der guten Mischung beim erweiterten Vorstand: Da sind neben den Urgesteinen Dagmar Schweden (Ehrenamtsbeauftragte), Reinhard Maguin (Schiedsrichterwesen) und Dir (Presse-und Stadionsprecher) auf der einen, mit Martina Knieps (Merchandising), Markus Knieps (Teammanagement 1.Mannschaft), Dr. Max Erbar (elektronische Medien), Philipp Geimer (Geschäftsstelle und Turniere) und Frank Erbeling (Marketing) auf der anderen Seite viele neue, und ebenso engagierte Köpfe vertreten, die sich sehr gut verständigen und verstehen. Sijamak Sauer (Vizepräsident Sport) Prof. Dr. Hartmut Völcker (Vizepräsident Finanzen) im Präsidium wollen dem nicht nachstehen. Ich finde wir arbeiten sehr gut zusammen.
Es gibt ja mittlerweile den Kurstadt Cup zu Pfingsten. Welche zusätzlichen Optionen entstehen dem Verein hierbei?
Es ist ja gerade mal die 2.Auflage nach der Premiere im vergangenen Jahr. Es zeichnet sich aber schon heute ab, dass der Kurstadt-Cup zu einem Markenzeichen werden kann. Nehmen wir mal das Teilnehmerfeld, dann geht das bundesweit schon in Richtung Bestbesetzung und die internationale Beteiligung kommt als Sahnehäubchen noch oben drauf. Wer hat schon Young Boys Bern, FC Luzern oder mit CTO Amsterdam einen Nationalmannschafts-Stützpunkt zu Gast? Das ist schon schwer zu toppen. Die hochkarätigen Zusagen haben die Organisatoren rund um Turnier-Chef Philipp Geimer zu dem Slogan „diekurstadtbebt“ inspiriert. Das zeigt mit welchem Esprit das Team am Werk ist, und sich das Turnier zum vielleicht bestbesuchten Sportevent im Ahrtal entwickelt. Mit erwarteten 2.000 -2.500 Sportlern, Besuchern oder Zuschauern an den insgesamt 4 Tagen bietet die Veranstaltung natürlich eine tolle Werbeplattform für Sponsoren, die u.a. an der vorwiegend jungen Zielgruppe interessiert sind. Das möchten wir nutzen. Dazu steht auch eine Sportmeile mit entsprechenden Angeboten in der Planung. Neben einem attraktiven Rahmenprogramm rund um den Sport steht ein kulinarisches Angebot, dass sowohl sportlergerecht für die Aktiven, als auch für die Besucher eine große Bandbreite bereithalten wird. Mit den vielen Helfern, denen man heute schon danken kann, bietet die Veranstaltung eine gute Gelegenheit unsere Leistungsfähigkeit zu demonstrieren und unser Image zu pflegen.
Das Leben, im speziellen der Fußball ist kein Wunschkonzert. Aber Visionen sind nie verkehrt. Welche Visionen hast Du mit dem SC 13 Bad Neuenahr?
Freche Frage! (grinst) Wenn ich Dir jetzt die Champions-Leaque als Vision anbiete, wäre das Zitat von Altkanzler Helmut Schmidt mehr als zutreffend: „Wer Visionen hat sollte zu Arzt gehen.“ Spaß bei Seite: Ich verstehe worauf Du hinaus willst. Es ist doch ganz verständlich, dass die Menschen an einem Ort mit einer so ausgeprägten Tradition, eine große Sehnsucht verspüren, in absehbarer Zeit wieder zu den ersten Adressen des deutschen Frauenfußballs zu gehören. Natürlich wollen wir uns der Herausforderung stellen und in der Regionalliga keine Wurzeln schlagen. Ich darf dich an meine Einstiegsrede zur JHV erinnern: Wir sollen uns Ziele setzen, aber nichts fällt uns in den Schoß. Wir müssen uns unseren Erfolg erarbeiten.
Aber wie wär`s denn mit dem Begriff Überzeugung statt Vision? Das ist sehr viel näher an der Realität. Ich bin überzeugt, dass uns unsere ganzen Anstrengungen, die vielen zündenden Ideen und die frische Dynamik im Verein zum Erfolg führen. Nehmen wir uns doch den Spruch „hard work will always pay off“ zum Leitmotiv. Mit der Gewissheit können wir uns schon mal ein paar schöne Ziele stecken.
Eine Frage mit Augenzwinkern. Wenn Dir vor Jahresfrist jemand gesagt hätte, dass Du nun hier in der Kurstadt tätig bist, was hättest Du demjenigen geantwortet?
Der hatte ganz sicher eine „Vision“ oder muss schon ganz tief in die Glaskugel geschaut haben. Ich hätte Ihn gefragt ob er mir auch die Lottozahlen vom kommenden Samstag voraussagen kann. Wie Du ja weist, war ich zu dem Zeitpunkt intensiv mit der Mission 2.Bundesliga“ in Montabaur beschäftigt. Das hat mich rund um die Uhr 12 Monate lang in Anspruch genommen. Es ist aber auch richtig, dass ich im Februar intern meinen Entschluss kommuniziert habe, im Sommer aufzuhören. Für mehr hätte ich zu dem Zeitpunkt keinen Gedanken verschwendet. Meine Zusage hier habe ich ja nach vielen Überlegungen auch erst Ende Oktober gegeben.
Zum Schluss noch eine Bitte um „Prophezeiung“. Wo siehst Du unsere Kurstadt Elf am Ende der Saison?
Da sind wir ja schon wieder beim Wahrsagen. Am liebsten im Rheinlandpokal beim Finale „zo Huss“. Das wäre doch ein super Schlusspunkt zum Ende der Saison. Was die Liga anbelangt bin ich gedanklich eigentlich schon in der kommenden Saison. Aktuell hat sich die Mannschaft in der Hinrunde mit guten Ergebnissen -die vorher so nicht zu erwarten waren- eine gute Ausgangsposition erarbeitet. Die Leistung zu bestätigen wäre ein toller Ansporn für die nächsten Wochen. Ich traue unserer jungen Mannschaft einiges zu, Kampfansagen überlasse ich aber unseren Trainern. Jörg Rohleder und Markus Rothe werden Ihre Vorbereitung genau einzuordnen wissen und vieles hängt sicher auch davon ab, ob wir von Verletzungen verschont bleiben. Ich mach Dir mal einen schönen Vorschlag: Wir beide notieren unsere Prophezeiungen und stecken die ins Kurstadt-Schweinchen. Mal sehen wer dann am letzten Spieltag mit seiner Prognose richtig liegt.
Dann dürfen wir auf die öffentliche Ziehung gespannt sein. Ich bedanke mich für das ausgiebige Gespräch, welches richtig Spaß gemacht hat.